Was soll man da noch sagen?

  • Speiser0@feddit.de
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    1 year ago

    Einen einheitlichen Sprachstil in behördlichen Dokumenten durchzusetzen finde ich erst mal nicht verwerflich, um so mehr da das Gendern mit Stern, Doppelpunkt oder Binnen-I, so viel ich weiß, nur eine Spracherweiterungen ist, die nicht offiziell spezifiziert wurde (wobei ich nicht weiß, ob es in der deutschen Sprache überhaupt irgendetwas wie eine offizielle Spezifikation gibt, aber an irgendwelche Regeln wird ja die Rechtschreibung und Grammatik gemessen, und diese meine ich hier). Um einen schlechten Vergleich zu bringen, man würde von Behörden ja auch nicht wollen, dass sie Dinge wie “Hallo, I bims, die Finanzbehörde,” schreibt.

    Unabhängig davon kann man aber auch betrachten, was die politischen Akteure mit dieser Änderung eigentlich bezwecken wollen. Für mich sieht es so aus, also ob hier eine rechte populistische Partei Dinge macht, die ihren Wählern gefallen, und die nach Möglichkeit die öffentlichen Meinung so beeinflusst, dass es weniger selbstverständlich ist, dass Geschlechterfreiheit gut ist.

    Dann kann man natürlich noch darüber diskutieren, ob einem man Gendern mit Stern, Doppelpunkt oder Binnen-I gefällt. Ich selbst finde es unästhetisch, und würde stattdessen vorziehen, nicht ständig das Geschlecht in Bezeichnungen mit anzugeben (also Bezeichnungen wie “Bürger” geschlechtsneutral zu machen), und die feminine “-in”/“-innen”-Form nicht mehr zu benutzen. Ich fände es schön, wenn die Haltung, gegen Gendern mit Stern und co. zu sein, nicht den rechtspopulistischen Parteien überlassen werden würde.

    • halbgebildeter@lemm.ee
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      1 year ago

      Meine Theorie, warum sich Gendergerechte Sprache nie™ in der deutschen Sprache durchsetzen wird:

      In 99% der Situationen sollte das Geschlecht der Person vollkommen egal sein und das ist auch gut so. Im Deutschen wird aber versucht für jeden Fall eine andere Form zu finden. Um ein Beispiel aus einem andern Kommentar aufzugreifen:

      Englisch

      weiblich “She wants to be a pilot.”

      männlich “He wants to be a pilot.”

      unbekannt/neutral “They want to be a pilot.”

      Deutsch

      weiblich “Sie möchte Pilotin werden”

      männlich “Er möchte Pilot werden”

      unbekannt “Xier möchte Pilot*in werden” / “Sie möchten Pilot (m/w/d) werden”

      neutral “Xier möchte Piloty werden.”

      Dafür müssen 2 große Hürden überwunden werden:

      • Es muss ein Konsens gefunden werden (Ich habe mich bei meinem Beispiel wild bei verschiedenen Optionen bedient)
      • Die Sprache wird komplizierter.

      Dass die Mehrheit diese Hürden überwinden (möchten) halte ich für praktisch ausgeschlossen.

      Im Englischen wird für gendergerechte Sprache eher reduziert: actor/actress wird zu actor; stewardess/flight attendant wird zu flight attendant (wobei auch darüber rege diskutiert wird).

      Leider ist m.M.n auch dieser Weg für uns verschlossen, da wir diese dämlichen bestimmten Artikel haben: “the pilot” - “Der Pilot”. Und natürlich ist es so, dass sich nicht-männliche Personen dabei eher ausgeschlossen fühlen (insbesondere weil wir seit Jahrzehnten beide Formen verwenden).

      Deshalb vermute ich, dass wir auch in 20 Jahren noch:

      • neue Varianten für geschlechtergerechte Sprache erfinden werden
      • Sätze sagen wie: "Nein du kannst kein Pilot werden (du bist nämlich ganz anders als die Jungs). Aber du kannst stattdessen Pilotin werden.